Bereits zum siebten Mal wurden Schweizer Bioweine prämiert. Zu den Auszeichnungen in zehn Kategorien gab es vier Spezialpreise zu gewinnen. Die Genfer Domaine de Miolan ist Bioweingut des Jahres 2021.
Bertrand Favre ist Biowinzer des Jahres 2021. Er führt die Domaine de Miolan in Choulex/GE. Die grösste Konkurrentin ist seine Frau Sarah Meylan. Die Biowinzerin führt die Domaine de la Vigne Blanche in Cologny/GE. (Bild Gabriel Tinguely)
Nach einer Zwangspause im vergangenen Jahr übertrafen heuer die 455 eingereichten Weine die Erwartungen der Veranstalter. Der Erfolg des Wettbewerbs, der unter dem Patronat von Bio Suisse durchgeführt wird, spiegelt den anhaltenden Trend zur Weinproduktion nach biologischen Grundsätzen wider. Immer mehr Winzer, allen voran die junge Generation, entscheiden sich für die Bio-Zertifizierung. Auch bei den Konsumenten steigt die Nachfrage nach Bio-Wein. Vor allem bei den Jüngeren, die sich auch Gemüse, Eier, Brot und Fleisch in Bio-Qualität leisten. Jürg Schenkel, Leiter Marketing von Bio Suisse, wünscht sich, dass auch die Gastronomie vermehrt Bio-Weine anbietet und diese als solche sichtbar deklariert.
Zehn Kategorien scheinen viel für den überschaubaren Wettbewerb. Dass sortenreine Weiss- und Rotweine aus traditionellen Sorten und sogenannten PIWI-Sorten jedoch separat verkostet werden, hat seine Richtigkeit. Verkostet und bewertet wurden die Weine nach OIV-Standard* im 100-Punkte-System von einer Jury, bestehend aus 70 Weinfachleuten.
Interessant ist, dass vor allem Winzerinnen und Winzer in der Deutschschweiz PIWI-Sorten anbauen, während ihre Kolleginnen und Kollegen in der Romandie die traditionellen Sorten biologisch bewirtschaften.
Nebst Diplomen für die ersten drei pro Kategorie wurden am 25. Juni im Berner Trendlokal Bierhübeli (!) auch Sonderpreise und die Auszeichnung Schweizer Biowinzer des Jahres vergeben. Der Sonderpreis für den höchstbewerteten Bio-Knospe-Weisswein ging an Karine und Yann Menthonnex aus Bursins/VD für ihren Chasselas Vinzel Grand Cru En Delaharpe vieilles vignes 2019. Sandrine Caloz aus Miège/VS holte sich mit ihrem Cornalin 2020 den Sonderpreis bei den Bio-Knospe-Rotweinen. Der erstmals vergebene Preis für den besten Naturwein ging an Louis-Philippe Burgat von der Cave de Chambleau in Colombier/NE für seinen Pinot Noir Nature, der ohne zusätzliche Sulfite vinifiziert wurde. Den Titel «Schweizer Biowinzer des Jahres 2021» darf Betrand Favre von der Genfer Domaine de Miolan tragen. Alle Resultate gibt es auf der Webseite des Bioweinpreises.
*Die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) hat als Kompetenzzentrum weltweit einheitliche Vorgaben für Weinwettbewerbe definiert.
Kategorie 1 | Chasselas | |
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1. Platz | En Delaharpe Vieilles Vignes 2019, La Côte AOC Vinzel Grand Cru | Domaine Delaharpe, Bursins/VD |
2. Platz | Fendant Trémazières 2020, Valais AOC | Mikaël Magliocco, St-Pierre-de-Clages/VS |
3. Platz | Allaman Grand Cru Sur Lies 2019, La Côte AOC | Ville de Lausanne, Lausanne/VD |
Kategorie 2 | Traditionelle Rebsorten (sortenrein) weiss | |
1. Platz | Les Défis Muscat sec 2020, Genève AOC | Domaine de Miolan, Choulex/GE |
2. Platz | Pinot Gris 2020, Neuchâtel AOC | Domaine de Montmollin, Auvenier/NE |
3. Platz | Riesling Sylvaner Schiefer 2020, Graubünden AOC | Weingut Obrecht, Jenins/GR |
3. Platz, ex aequo | Chardonnay 2019, Bielersee AOC | Anne-Claire Schott, Twann/BE |
Kategorie 3 | «PIWI» Weisse Rebsorten (sortenrein) | |
1. Platz | Sauvignac 2020, Schaffhausen AOC | Weingut Stoll, Osterfingen/SH |
2. Platz | Sitenrain Solaris Barrique 2019, Luzern AOC | Bioweingut Sitenrain, Meggen/LU |
3. Platz | Johanniter Bio 2020, La Côte AOC Begnins Grand Cru | Domaine de la Capitaine, Begnins/VD |
Kategorie 4 | Assemblage weisse Rebsorten traditionell und/oder «PIWI» | |
1. Platz | Fricktaler Les Blancs 2019, Aargau AOC | Weingut FiBL, Frick/AG |
2. Platz | Sauvignon 2019, Lavaux AOC Vilette Grand Cru | Domaine de la Bolliattaz, Hammel - Terres de Vins, Rolle/VD |
3. Platz | Weisse Revolte, Schweizer Landwein | Bioweingut Karin und Roland Lenz, Uesslingen/TG |
Kategorie 5 | Pinot Noir | |
1. Platz | Pinot Noir Héritage 2019, Valais AOC | Sélection Comby, Chamoson/VS |
2. Platz | Pinot Noir Haute Couture 2018, Neuchâtel AOC | Domaine de Montmollin, Auvernier/NE |
3. Platz | Pinot Noir Barrique Valeria 2019, Zürichsee AOC | Turmgut Weine, Meilen/ZH |
Kategorie 6 | Traditionelle rote Rebsorten (sortenrein) | |
1. Platz | Cornalin 2020, Valais AOC | Cave Caloz, Miège/VS |
2. Platz | Malbec 2019, Genève AOC 1er cru Coteau de Choulex | Domaine de Miolan, Choulex/GE |
3. Platz | Humagne Rouge 2020, Valais AOC | Cave Le Bosset, Leytron/VS |
Kategorie 7 | «PIWI» Rote Rebsorten (sortenrein) | |
1. Platz | Cabernet Jura 2019, Basel-Landschaft AOC | Quergut – Wein aus Arlesheim, Basel/BS |
2. Platz | Meisterhandwerk 2018, Schweizer Landwein | Bioweingut Karin und Roland Lenz, Uesslingen/TG |
3. Platz | Divico de Fully 2020, Valais AOC | Domaine Mettaz, Fully/VS |
Kategorie 8 | Assemblage rote Rebsorten traditionell und/oder «PIWI» | |
1. Platz | Fricker Gamay Reichensteiner Spätlese 2018, Aargau AOC | Weingut FiBL, Frick/AG |
2. Platz | Merlot – Garanoir Réserve de la Commune 2019, Genève AOC | Domaine de la Vigne Blanche, Cologny/GE |
3. Platz | Esprit de Genève 2019, Genève AOC | Domaine de la Vigne Blanche, Cologny/GE |
Kategorie 9 | Rosé, Blanc de Noirs und Schaumwein | |
1. Platz | Le Péteux Cuvée des Pèdzes Mousseux rosé Brut 2020, Vaud AOC | Cave de la Côte, Tolochenaz/VD |
2. Platz | Flûtes Enchantées, Genève AOC | Domaine Dugerdil, Dardagny/GE |
3. Platz | Eclépens Grand Cru 2020, Côtes de L’Orbe AOC | Château d’Eclépens, Eclépens/VD |
Kategorie 10 | Süsswein | |
1. Platz | Pinot Gris Vendages Tardives 2018, Neuchâtel AOC | Domaine de Montmollin, Auvenier/NE |
2. Platz | Auvernier Flétri 2018, Neuchâtel AOC | Domaine de La Maison Carrée, Auvernier/NE |
3. Platz | Dessertwein 2020, Basel-Landschaft AOC | Rediger Weine, Arlesheim/BL |
Yann Menthonnex vom Weingut En Delaharpe in Bursins/VD ist seit sieben Jahren bio-zertifiziert. Sein Chasselas von 35- bis 40-jährigen Reben vinifiziert er traditionell auf den Feinhefen. Das ergibt einen strukturierten Wein mit lebendiger Säure. «Seit ich auf Bio umgestellt habe, sind die pH-Werte tiefer. Dadurch sind die Weine besser geschützt und müssen weniger geschwefelt werden», so der Kategoriensieger.
Für Bertrand Favre von der Domaine de Miolan in Choulex/GE ist klar, dass man die neuen PIWI-Sorten beobachten muss. Man dürfe jedoch den traditionellen Sorten nicht den Rüken zukehren. Er vergärt seine Weine mit traubeneigenen Hefen.
Christoph Stoll aus Osterfingen/SH setzt auf PIWI-Sorten. Die Weisse Sauvignac ist seine Favoritin. «Die hat eine feine, angenehme Frucht. Sortenrein ergeben weisse PIWI ganz gute Weine. Bei den roten bevorzuge ich Assemblagen», sagt Christoph Stoll.
Auch Andreas Tuchschmid, Kellermeister auf dem Weingut Fibl in Frick/AG, findet Assemblagen von PIWI-Sorten ansprechender als sortenreine Weine. So ist sein «Les Blancs» eine Assemblage von Solaris, Johanniter, Bronner und Seyval Blanc. «Da nicht alle Sorten zur gleichen Zeit reifen, keltern wir jede Parzelle einzeln und können dann unseren Wein komponieren. Solaris bringt Aromen und Süsse, Johanniter die Frucht, Bronner trägt Säure und Kernigkeit bei und Seyval Blanc rundet das Bild ab.»
In Chamoson, wo Yann Comby seine Pinot-Noir-Reben stehen hat, ist das Klima eher heiss für die Sorte. Doch die 35- bis 40-jährigen Stöck haben sich angepasst. Sie ergeben tiefe, gehaltvolle Erträge. So kann der Winzer lesen, wenn die Zuckerwerte bei 90 bis 92 ° Öchsle liegen. Zwei Wochen Kaltstandzeit und eine Gärung mit traubeneigenen Hefen bei tiefen Temperaturen ergibt Weine von 12 bis 12,7 % Vol. Eine Schwefelgabe erfolgt erst kurz vor dem Füllen. Das ergibt finessenreiche, fruchtige Weine.
Sandrine Caloz, Biowinzerin des Jahres 2019, freut sich über jeden Schluck Cornalin. «Die Sorte ist kompliziert in den Reben, dann aber einfacher im Keller.» Die alte Walliser Sorte verträgt Hitze und auch ein gewisses Mass an Wasserstress. Somit ist sie ideal für die zunehmend heissen Jahre. Eben est hat sie eine neue Parzelle mit Cornalin bepflanzt. Mitten im Dorf Miège/VS und auf 450 Meter über Meer, also eher hoch oben für einen Cornalin.
Vom Quergut Arlesheim/BL war bei der Preisverleihung niemand anwesend, der Auskunft hätte geben können. Bei der Verkostung gab sich der sortenreine Cabernet Jura rotbeerig fruchtig und zeigte ein nach Veilchen und Pfingstrosen duftendes Bouquet. Geschmackvoll und aromatisch am Gaumen hinterliess seine tief violette Farbe Supuren auf der Zunge.
Gamay Reichensteiner Spätlese 2018 ist der Name des Weins aus den drei Gamay x Reichensteiner-Kreuzungen Gamaret, Garanoir und Mara. Die drei Sorten sind nicht PIWI aber weisen eine gute Resitenz gegen Botrytis auf. Dies ist eine gute Voraussetzung für eine lange Reife am Stock. Trotz Spätlese-Fülle hatte der Wein ein gute Lebendigkeit und eine vielschichtige Struktur.
Witzig und auf ein junges Publikum ausgerichtet ist die Bio-Linie der Cave de La Côte in TolochenazVD. Rosé liegt im Trend. Schaumwein auch. Ein verdienter Sieger der Kategorie Rosé, Blanc de Noirs und Schaumweine. «Pèdzes, so sein Name, ist im Waadtländer Patois die Bezeichnung für den Letzten, der an einem geselligen Abend noch am Glas nippt, wenn alle anderen die Tafelrunde bereits verlassen haben», erklärte Marc Vicari, Leiter Verkauf und Marketing, den Namen. Eine gute Geschichte.
Benoît de Montmollin aus Auvernier/NE präsentierte seinen Pinot Gris Vendanges Tardieves, mit dem er in der Kategorie Süssweine gewann. «Wir haben nicht jedes Jahr die Geduld, um auf eine Spätlese zu warten. Wenn, dann pressen wir die Trauben ganz saft und füllen den Most in gebrauchte Barriques. Im kühlen Keller gärt der Most während fast 18 Monaten zu Wein. Ein solches Produkt braucht Reife.» Honigsüss und mit zitrusfruchtiger Säure und Bitternoten der Quitte gestützt, hat der vollmundige Wein einen exotischen Touch und bereits jetzt viel Eleganz.
Nicht vergessen dürfen wir den Pinot Noir Nature von Louis-Philippe Burgat von der Cave de Chambleau in Colombier/NE. Er wurde mit dem Sonderpreis als bester Naturwein ausgezeichnet. Verliehen wurde der Preis von der 2020 ins Leben gerufenen Vereinigung Naturwein Schweiz, die an einem Pflichtenheft für Naturweine arbeitet. Das sind die wichtigsten Punkte: biologische Bewirtschaftung der Reben, Gärung mit traubeneigenen Hefen, kein Zusatz von schwefliger Säure (Sulfite) und abfüllen ohne Filtration. Der erste Pinot Noir Nature vom Jahrgang 2019 gibt sich noch wild und ungehobelt. Er lässt aber auch ahnen, dass wenn er sich in ein paar Jährchen beruhigt hat, etwas grossartiges in ihm steckt. Affaire à suivre!
(Quelle: MM Bioweinpreis, Gabriel Tinguely)
Zum siebten Schweizer Bioweinpreis haben 90 Produzenten 455 Weine eingereicht. 106 Weissweine und 68 Rotweine wurden aus traditionellen Rebsorten gekeltert. In den Kategorien Pinot Noir und Chasselas wurden 67 respektive 63 Weine eingereicht. 46 rote Cuvées, 35 Rosé, Blanc de Noris und Schaumweine sowie 71 Muster aus den übrigen Kategorien kamen zur Verkostung. Mit 125 Anstellungen hatte der Kanton Waadt die Nase vorne, gefolgt von der Deutschschweiz (118), dem Wallis (101) und der Drei-Seen-Region (64). Genf kam auf 33 Weine, das Tessin auf 6 und Liechtenstein war mit 9 Crus vertreten.
Alle Weine der insgesamt zehn Wettbewerbskategorien wurden nach OIV-Standard im 100-Punkte-System von einer Jury, bestehend aus 70 Weinfachleuten, blind verkostet und bewertet.
Der Anteil der Bio-Fläche an der gesamten Rebfläche betrug in der Schweiz 2020 rund 13,3 Prozent. Noch vor sieben Jahren waren es bescheidene fünf Prozent.