Während manche Bauern im Kanton Aargau Glück hatten, sehen sich andere vor verheerenden Schäden: Das Unwetter mit Hagel und Starkregen vom Mittwochabend ist ein erneuter Rückschlag für Landwirte und Winzer nach den Frostschäden im vergangenen Jahr.
«Nach dem starken Hagelschlag sind die Erdbeerpflanzen komplett vernichtet. Die Erdbeersaison 2018 ist abgeschlossen.» Diese Sätze aus dem Anrufbeantworter hört man, wenn man bei einem Hofladen in Ehrendingen anruft. Der Hagelsturm vom Mittwoch hat im Bezirk Baden verheerende Spuren hinterlassen. Nach den Frostschäden vom vergangenen Jahr ist es für die Erdbeer- und Weinbauern der nächste Rückschlag.
Als dramatisch schätzt auch Michael Wetzel vom Weingut Goldwand in Ennetbaden die Situation ein. «Obwohl das Ausmass der Schäden am Rebberg noch nicht abzusehen ist, ist klar, dass wir mit einer stark reduzierten Ernte rechnen müssen.» Er habe an den Trieben viele verletzte oder abgeschlagene Blätter festgestellt. «Das Laub wird nachwachsen, doch bei den beschädigten Trauben sind die Chancen geringer, dass sie erhalten bleiben», bedauert Wetzel. Jammern wolle er deswegen nicht. Er schöpfe Hoffnung daraus, dass die Trauben im Gegensatz zu früheren Jahren überaus früh blühen. Dadurch sei es gut möglich, dass sich die Pflanzen wieder erholen.
Man habe sehr viel Glück gehabt, sagt Christian Steimer von Steimer Weinbau in Wettingen. «Grössere Hagelkörner sind uns erspart geblieben.» Im Gegensatz zu anderen Rebbergen in der Region, von denen er Bilder gesehen habe. «Bei dem Anblick ist es mir eiskalt den Rücken hinuntergelaufen.» Weil sich Unwetter über der Lägern in der Regel teilen, bleibe Wettingen oft von Hagel verschont. Dennoch stellt Steimer fest: «Einen solchen Sturm habe ich hier noch nie erlebt.»
Die Erdbeerernte auf den Feldern in Wettingen und Spreitenbach ist nicht in Gefahr. «Wir haben keinen Hagelschaden erlitten», sagt Ulrich Lüscher vom Lüscherhof in Wettingen. Auf dem Selbstpflücker-Feld von Guido Weber in Spreitenbach sind leichte Schäden durch die Regenfälle entstanden. «Ein Teil der Erdbeeren wurde in Mitleidenschaft gezogen. Bald wird das Wasser eintrocken, dann werden wir sehen, wie sich die Situation darstellt.»
Weber denkt, dass Hagelstürme in den nächsten Jahren zur Normalität gehören werden. Doch welche Möglichkeit haben Bauern, um sich dagegen zu schützen? Nebst Hagelversicherungen setzen einige Betriebe wie der Lüscherhof auf Abfangnetze. «Sie haben den Vorteil, dass sie nicht nur Hagel abhalten, sondern auch Regentropfen zerstäuben lassen», erklärt Ulrich Lüscher.
Auch beim Weingut Goldwand hat man sich schon überlegt, Netze einzuführen. Michael Wetzel hat aber auch Vorbehalte: «Um einen ganzen Rebberg abzudecken, muss viel Geld investiert werden.» Einen ganzheitlichen Schutz gebe es ohnehin nicht, ergänzt Christian Steimer. «Man ist der Natur zu grossen Teilen einfach ausgeliefert.»
(Quelle: Südkurier)