2011-01-19

Non Filtré 2010 – Vorbote eines wunderbaren Jahrgangs

Der erste Neuenburger Wein kommt jeweils am dritten Mittwoch im Januar auf den Markt. «Non Filtré», trüb und unfiltriert, wird die Spezialität genannt. Der 2010er ist rund, ausgewogen, gehaltvoll und besticht durch einen schönen nachhaltigen Abgang, unterstützt durch ausgeprägte Frische.

Dieser komplexe, grosszügige Wein mit zitrusfruchtiger Aromatik ist im Hinblick auf die weitere Entwicklung Vorbote eines wunderbaren, vielversprechenden Jahrgangs 2010. Die traditionnellen öffentlichen Präsentationen des «Non Filtré», durch das Office des Vins et des Produits du Terroir organisiert, finden am Mittwoch, 19. Januar im Péristyle des Rathauses von Neuchâtel statt, sowie am Donnerstag, 20. Januar im Foyer des Theaters «L’Heure Bleue» in La Chaux-de-Fonds.

Anstossen mit dem ersten «Non Filtré» 2010 (Bild 5387).

Gute Wetterverhältnisse im 2010
Nach einem relativ strengen Winter, beginnt das Weinjahr Mitte April etwas zögerlich bei trockenem und sehr warmem Klima, eine Tendenz die sich bis Mitte Juni fortsetzt. Ende Juli waren die Trauben kompakt. Aufgrund des frischen, regnerischen Wetters stagnierte der Reifeprozess bis Mitte August im Grossteil des Anbaugebietes. 
Wie bereits im Jahr 2009, kompensiert der September den Mangel an Wärme und Sonneneinstrahlung und beschleunigt somit die Reife. Kurz vor der Lese waren die Reben bei bester Gesundheit, so dass man abwarten und Trauben mit einem selten erreichten Reifegrad ernten konnte. «Die ersten Chasselas-Trauben haben wir mit 76 ° Öchsle gelesen», sagt der Winzer Jean-Pierre Kuntzer aus St-Blaise. «Bei den letzten Chasselas-Trauben, die wir geerntet haben, sind die Öchslegrade auf einen Wert von 81 gestiegen.» Die Lese hat am 4. Oktober begonnen und dauerte bis zum 20. des Monats.

Die feine Hefe setzt sich auf den Flaschenboden. Jean-Pierre Kuntzer wirbelt diese vor dem Servieren auf (Bild 5406).

Acht Prozent des Neuenburger Chasselas werden als «Non Filtré» abgefüllt
Nach den zwei konstanten Jahren 2008 und 2009 hat sich die Menge des «Non Filtré» im Vergleich zur Gesamtmenge des Chasselas leicht erhöht. Im 2010 beträgt diese etwas mehr als acht Prozent. Das hat mindestens zwei Gründe: Erstens hat die Gesamtfläche an Chasselasreben um vier Hektaren abgenommen. Zweitens findet der «Non Filtré» auch ausserhalb des Kantons Neuenburg seine Liebhaber. 24 Prozent sind im vergangenen Jahr «exportiert» worden. Das ist ein Plus von zehn Prozent. 
Die Verkaufsmärkte betreffend, wird der «Non Filtré» zu 57 Prozent auf dem Littoral, in der Produktionszone am Ufer des Neuenburgersees, abgesetzt. Weitere 19 Prozent werden im restlichen Kanton getrunken. Einzelverbraucher kaufen 43 Prozent des «Non Filtré», Gastronomen und Grossisten teilen sich die restlichen 57 Prozent des Verkaufsvolumens.

Ein Chevalier einer der vier Weinbruderschaften degustiert den ersten 2010er (Bild 5399).

Neuenburger Winzer setzen auf Spezialitäten
Die Neuenburger Weinproduzenten bauen an ihrer Zukunft. Mit ihren Pinot Noir-Weinen spielen viele Produzenten in der Top-Liga. Im Jahr 2010 sind durchschnittlich 660 Gramm Pinot Noir-Trauben pro Quadratmeter geerntet worden. Erlaubt wären 800 Gramm pro Quadratmeter. Auch mit den Spezialitäten wie Pinot Gris, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Viognier sind die Winzer gut aufgestellt. Einige Sorgen bereitet ihnen jedoch der Chasselas. Denn von 596 Hektaren Rebfläche im Kanton sind noch gut 200 mit Chasselas bestockt. Und der lanjährige Markt für günstige Offenweine ist schon vor Jahren zusammengebrochen. Da bewahrheitet sich einmal mehr das geflügelte Wort: Not macht erfinderisch.
Der «Non Filtré» ist zwar kein Zaubertrank, doch er erfreut sich Jahr für Jahr zunehmender Beliebtheit. Bereits im Jahr 1991 wurden die ersten 1000 Flaschen «Non Filtré» abgefüllt und zum Preis von Franken 9.20 verkauft. Bis 2005 ist die Produktion von «Non Filtré» auf 10’000 Flaschen angestiegen. «Bis heute hat sich die Zahl der verkauften Flaschen mehr als verdoppelt. Der Verkaufspreis pro Flasche ist in all den Jahren jedoch kaum gestiegen», erklärt Claude-Eric Maire, Direktor der Caves du Prieuré in Cormondrèche.

«Non Filtré»

Typisch für diese Neuenburger Spezialität ist die blumige Frische in der Nase und die exotischen Aromen, die Zitrusfrüchte und manchmal sogar Ananas umfassen. Wenn der junge Wein Anfang Januar ohne Endfilterung in Flaschen gefüllt wird, ist der Gärprozess vollständig abgeschlossen. Die Hefepartikel sollen weder stören noch täuschen. Der «Non Filtré» ist nicht nur ein ausgezeichnter Apéritifwein, er passt auch zu Süsswasserfisch, Spargel, Käse und eher deftigeren Gerichten wie Sauerkraut mit einer Neuenburger Saucisse sowie Fondue.
Eine weitere Spezialität aus Chasselas-Trauben hat Sébastien Cartillier, Direktor der kantonalen Rebbaustation und der Staatskellerei, erstmals abgefüllt: Ein Chasselas mit Barriques-Ausbau. Die Trauben stammen von 25-jährigen Reben einer nach Süden ausgerichteten Lage. Für den Jahrgang 2009 wurden sie am 7. Oktober mit 87° Öchsle gelesen und direkt gepresst. Die Gärung erfolgte temperaturkontrolliert in Stahltanks. Anschliessend neun Monate Ausbau in 650-Liter-Fässern, die zuvor für drei Jahrgänge Chardonnay im Einsatz waren, mit biologischem Säureabbau und regelmässigem Aufrühren der Hefen (Batonnage). 
Der Wein kommt unter der im Katasterplan eingetragenen Bezeichnung Pain-Blanc auf den Markt.

 

Weblink: www.ovpt.ch

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