Es wird wieder mehr Schweizer Wein getrunken, zeigen die Statistiken. Schweizer Gewächse seien im Trend, liest man in der Presse. Der Absatz im Inland müsse gefördert werden, heisst es bei den Verbänden. Der Export ist wichtig für das Image unserer Weine, sagen die Produzenten. Und alle haben sie Recht. Nur an der Koordination und der Kommunikation muss noch tüchtig gefeilt werden. Ein Schritt in diese Richtung ist die neue Markenidentität und das neue Logo für den Schweizer Wein.
Die Schweiz ist mit einer Rebfläche von rund 15’000 Hektaren ein kleines Anbauland. Bis anhin hat jede der sechs Regionen für sich selber geschaut. Die nationale Marketingorganisation Swiss Wine Promotion will jetzt dem Schweizer Wein eine neue Markenidentität verleihen. Die einheimischen Gewächse sollen als eigenständiges und hochwertiges Produkt positioniert werden. Dazu wurde auch ein neues Logo entwickelt, das am Dienstag in Zürich erstmals vorgestellt worden ist.
Es ist in den Farben rot und weiss gehalten und zeigt die sechs Anbauregionen des Landes. Die Striche sollen die fragmentierten Rebberge, die in der
Schweiz vorherrschend sind, repräsentieren. Entwickelt hat das neue Logo die Design- und Branding-Agentur Winkreative in Zürich. Sie wurde 1998 von Tyler Brûlé gegründet. Ziel sei die
Gestaltung einer neuen, visuellen Identität für die Branche, sagt Sébastian Fabbi, Direktor der Swiss Wine Promotion. Im Herbst soll eine neue Werbekampagne landesweit lanciert werden. Zudem wurde ein Band mit einem Schweizer Kreuz entworfen, das um den Flaschenhals
der Weinflasche geklebt werden kann. Die Winzer werden aber nicht gezwungen, dieses Erkennungsmerkmal zu benutzen. Die gesamte Kampagne kostet die Swiss Wine Promotion laut Fabbi 200’000 Franken. Die Organisation hat jährlich 2,5 Millionen Franken zur Verfügung, wovon die Hälfte vom Bund stammt.
Tom Litwan, Spitzenwinzer im Kanton Aargau, stuft das neue Logo als «klassisch-modern» ein. «Es sei zu begrüssen, dass für einmal kein Schweizer Kreuz verwendet worden sei. Wie normale Konsumenten darauf reagieren, wird sich zeigen. Auf den ersten Blick ist für einen Laien schwierig zu erkennen, dass damit die sechs Anbauregionen der Schweiz und fragmentierte Rebberge dargestellt werden», wird er von Peter Keller im NZZ-Wein-Blog zitiert.
Etwas mehr weiss die Werbewoche. Vor allem hat der Autor des folgenden Beitrags die hier gezeigten Grafiken einsehen können:
Winkreative: Neues Image für Schweizer Wein
Tyler Brûlés Design- und Branding-Agentur Winkreative hat für Swiss Wine Promotion eine neue Markenidentität entwickelt. Ziel ist die Gestaltung einer neuen, visuellen Identität für die Schweizer Weinbranche.
Winkreative wurde beauftragt, eine umfassende Markenidentität zu entwickeln, die Schweizer Weine unter anderem als eigenständiges und hochwertiges Produkt positionieren. Gilles Besse, Präsident von Swiss Wine Promotion, erklärt: «Die Vielfalt und Qualität Schweizer Weine war nie besser und hochwertiger als heute. Es ist Zeit, die Schweizer stolzer auf ihre Weine zu machen – durch eine wertschöpfende, kreative und dynamische Kommunikation, die ihnen im In- und Ausland die Anerkennung geben wird, die sie verdienen.» Am 20. Mai 2014 wurde der Presse die neue Markenidentität sowie das neue Logo von Swiss Wine Promotion vorgestellt. Die neue Werbekampagne wird im Herbst 2014 landesweit lanciert. Winkreative, die von Tyler Brûle gegründete Kreativagentur, realisierte unter anderem das erfolgreiche Markendesing für Swiss International Air Lines und arbeitet heute für eine breite Palette internationaler Premium-Marken.
Im neuen Logo findet sich zwar kein Schweizer Kreuz, trotzdem wurden gewisse Elemente davon übernommen. Die Linien repräsentieren die sechs Weinregionen der Schweiz.
Reaktionen blieben nicht aus:
«Etwas vom Schlimmsten, das ich in letzter Zeit (und da ist man sich mittlerweile Einiges ‹gewöhnt›) gesehen habe. Steinalte Typo, an den Haaren herbeigezerrte ‹Begründung›... Als ehemals auf Auftraggeberseite Verantwortlicher hätte ich diese Leute nach zehn Minuten aus den Büro komplimentiert!» anonymer Benutzer
Als erste und einzige Tageszeitung reagierte der Blick am 21. Mai auf das neue Logo:
Für Wein machts Brûlé für 200.000 Franken
Trend-Guru Tyler Brûlé (45) ist zurück. Der Kanadier bewirbt neu den Schweizer Wein im In- und Ausland. Für viele ist Brûlé aber immer noch Mr. Swiss. Vor zwölf Jahren kreierte er Name und Logo für die aus der Swissair-Asche auferstandene Flugfgesellschaft. Vor allem die Kosten sorgten für Furore: Brûlés Anstrengungen waren der Airline damals rund 80 Millionen Franken wert. Jetzt soll es Brûlé wieder richten, diesmal aber billiger. 200.000 Franken kostet die neue Markenidentität für den Schweizer Wein, Website und Broschüre inklusive. Auftraggeberin ist die nationale Marketing-Organisation Swiss Wine Promotion. Für Weinliebhaber Brûlé («Ich trinke gerne ein Glas Wein, hin und wieder eine ganze Flasche oder gar eine ganze Kiste») ist es auch mehr eine Herzensangelegenheit als das grosse Geschäft. Seine Agentur Winkreative hat ihren Hauptsitz in Zürich, die Schweiz kennt er aus dem Effeff: «Mein Lieblings-Schweizer-Wein zu dieseer Jahreszeit ist ein guter Rosé.»
Obwohl sich Swiss- und Wein-Logo gleichen – ein rotes Quadrat mit einem serifenlosen Schriftzug –, sei die Idee nicht einfach rezykliert, wehrt sich Brûlé. «Aber wenn Sie eine Schweizer Marke international vermarkten wollen, kommen Sie um Rot fast nicht herum.» Die Schweiz produziert im Jahr rund 110 Millionen Liter Wein. Davon gehen zwei Prozent ins Ausland. Ziel ist eine Steigerung des Exportanteils auf fünf Prozent.
Im Anschluss an den Artikel von Claudia Stahel fragte Blick, ob Tyler Brûlé der richtige Mann für Schweizer Wein sei?
In der Ausgabe vom 22. Mai war zu lesen:
22% Ja, er hat schliesslich die Swissness erfunden.
54% Nein, der Swiss hats auch nicht viel gebracht.
24% Ich trinke sowieso nur Bier.
Kommentar:
weinlandschweiz.ch gefallen die klaren Linien. Mit unserem Wissen haben wir natürlich sofort verstanden, dass die Linien Rebzeilen darstellen und die Felder die sechs Weinbauregionen symbolisieren. Konsumenten, die für eine Flasche Wein im Durchschnitt sieben oder acht Franken ausgeben, werden das Logo jedoch genauso wenig verstehen wie die Gläser-Taschenmesser-Kampagne. Doch:
Uns fehlt das Schweizer Kreuz.
«Suisse Garantie» die Garantiemarke der Schweizer Landwirtschaft ist seit Jahren sehr erfolgreich unterwegs. Ein Höhepunkt wird im 2015 der Auftritt an der Weltausstellung in Mailand.
Mit der Garantiemarke werben Milch-, Käse-, Fleisch-, Gemüse-, Kartoffel- und Obstproduzenten. Auch Zucker, Speisepilze, Eier, Honig und Brotgetreide aus Schweizer Produktion tragen die Garantiemarkte. «Suisse Garantie» steht für Genuss aus einheimischer Produktion. Dazu gehört ganz entschieden auch Schweizer Wein.
Alle in der Schweiz produzierenden Unternehmen sind Stolz auf das Schweizer Kreuz. Verfolgt man die Aufruhr um einen grossen Produzenten und Funktionäre im grössten Schweizer Weinbaukanton, wären bestimmt manche Winzer und Selbstkelterer froh, sie könnten ihre Gewächse als garantiert schweizerisch anpreisen.