Für die Gegner eines Tiefenlagers - namentlich die Organisationen «Klar! Schweiz» und «Klar! Züri Unterland» sowie die Schweizerische Energiestiftung - zäumt die Nagra «das Pferd beim Schwanz auf». Bevor über oberirdische Bauten diskutiert werde, müssten zuerst einmal die Standorte der Tiefenlager feststehen. Das Vorgehen der Nagra sei unlogisch und verängstige die Bevölkerung.
Harter Schlag für Weinbau und Tourismus
In der Regionalkonferenz Südranden zeigten sich vor allem die Gemeinden Wilchingen und Hallau von den Nagra-Vorschlägen überrascht. Diese seien für die Weinbau-Dörfer «ein harter Schlag» und blockierten Tourismusplanungen auf Jahre. Zudem werde damit der Grundwasserstrom im Klettgau gefährdet.
Widerstand in Schaffhausen
Die Schaffhauser Kantonsregierung nimmt die Standortvorschläge «mit Besorgnis zur Kenntnis». Der Standort Südranden würde zu einer unzumutbaren Belastung der Region führen: Sämtliche Atommüll- Transporte zu den vorgeschlagenen Oberflächengebäuden müssten durch die Städte Schaffhausen und Neuhausen rollen.
Harsche Kritik aus dem Aargau
Kritik kommt auch aus den betroffenen Regionen. Der Aargauer Regierungsrat kritisierte das Vorgehen als «ungewöhnlich». Die Vorschläge der Standorte seien «nicht nachvollziehbar», wird der Aargauer Regierungsrat Peter C. Beyeler (FDP) in einer Medienmitteilung der Staatskanzlei zitiert.
Die kantonalen Entwicklungsgebiete seien nicht berücksichtigt worden. Der Regierungsrat bekräftigte die bisherige Haltung: Der Aargau wolle «grundsätzlich» kein geologisches Tiefenlager. Zehn Aargauer Standorte stehen als mögliche Standorte für Oberflächenanlagen zur Diskussion.
Neubeurteilung in Zürich
Im Kanton Zürich will die Regierung bis April eine eigene Einschätzung der Standortvorschläge erarbeiten. Bis dahin sei es vor allem Sache der Gemeinden und Regionalverbände, Stellung zu nehmen, sagte der Sprecher der Baudirektion, Dominik Bonderer.
Der Kanton habe die Nagra-Vorschläge vor etwa zehn Tagen erhalten, und werde jetzt «erst einmal eine Auslegeordnung» machen. Regierungspräsident Markus Kägi sagte am Rande der Medienorientierung in Bern, es sei «sinnvoll, dort zu bauen, wo es am sichersten ist.»
Deutschland will Mitsprache
Von den Atommüll-Lagergebäuden regelrecht umstellt fühlt sich Ira Sattler, Bürgermeisterin der deutschen Grenzgemeinde Jestetten. Jestetten liegt nahe der vorgeschlagenen Schaffhauser und der Zürcher Standorte.
In der deutschen Nachbarschaft will der Waldshuter Landrat Tilman Bollacher die Grenznähe der Standorte kritisch hinterfragen: Vor allem die Standorte in Rheinau-Marthalen, Mellikon-Rekingen und Weiach seien nur 500 bis 1000 Meter von der Grenze entfernt. Es sei deshalb unbedingt nötig, mehr deutschen Gemeinden Mitsprache im schweizerischen Planungsverfahren einzuräumen.
Quelle: bat, sda