Aus Anlass des 120-Jahr Jubiläums erscheint im Oktober 2014 das Buch «Kloster Sion Réserve». Nicht nur weil es sich um einen ausserordentlichen Wein handelt, sondern weil dahinter auch eine Geschichte steht, eine Entwicklung, die es vor dem Vergessen zu bewahren gilt und die es zu erzählen lohnt.
Ein Buch für einen Wein, zum Pinot Noir Kloster Sion. Was sich mit dem Widumhof im aargauischen Würenlingen vor über 550 Jahren anbahnte, der von der Familie Meier zunächst als Lehensherren und später als Besitzer geführt wurde, eine Geschichte auch, die unter anderem die Villmerger Kriege überstand, davon zeugt dieses Buch. Die Zeit des Pinot setzt mit der Gründung der Rebschule 1921 ein, dem erfolgreichen Klonen der Reben – Verdedelungsprozesse, die bis heute vorangetrieben werden. So wächst der Pinot Noir nicht nur auf idealem Boden, der übe einen hohen Anteil an Opalinuston verfügt, sondern entwickelt sich dank Erfahrung und Wissenschaft stetig weiter.
Leseprobe:
Cling Now – eine Einführung von Monika Schärer
Da sitzen wir nun also zusammen an diesem grossen Holztisch in meiner Zürcher Loft. Du noch etwas steif. Um nicht zu sagen «réservé». Ich abwartend. Neugierig. Wir mustern uns gegenseitig. Ich vermute, dass Du mir deine Qualitäten erst im Laufe des Abends offenbaren wirst. Noch empfinde ich Dich als zurückhaltend. Nichts an Dir springt ins Auge auf den ersten Blick. Unter anderen Umständen hätte ich Dich womöglich übersehen. Du wärst ins Hintertreffen geraten im Vergleich mit den schreienden Outfits und nach Aufmerksamkeit heischenden äusserlichen Attributen deiner Konkurrenten. Aber nun sind wir unter uns. Du und ich. Für einen Abend zu zweit. Ich muss dich nicht fragen, wo Du aufgewachsen bist, das steht Dir ins Gesicht geschrieben. Klingnau. Klingt in meinen Ohren wie «cling now». To cling. Klammern. Kleben. Beides Eigenschaften, die ich bei einem Partner auf den Tod nicht ausstehen kann. Schlechter Start.
Du bist es, der die Konversation beginnt: «Du – auch aus dem Aargau, nicht?» Ich nicke. Nach Jahren im kantonalen Ausland beginne ich mich seit einiger Zeit langsam und behutsam wieder mit meinen Wurzeln anzufreunden.
«Surbtal», sage ich. «Endingen».
Ich spüre, Du verlangst nach einer ausführlicheren Beschreibung meiner Herkunft. Du willst Details. «Mein Grossvater hatte einen Rebberg in Döttingen», schiebe ich nach. Wohl wissend, dass Du mich jetzt gleich nach dem Ort, der Hanglage, der Traubensorte fragen wirst. Ich erinnere mich vage. In meiner Kindheit musste ich jeweils im Herbst mit anpacken bei der Traubenlese. Ich hasste es. In Stiefeln
stapfte ich den Rebberg rauf und runter im Verbund mit Familienmitgliedern. Eine Schere in der einen, einen Korb in der anderen Hand. Mein Grossvater vis-à-vis erklärte mir, wie ich die reifen Früchte abschneiden muss, was auf den Boden, was in den Bottich kommt. Es wurde gesungen. Geschichten machten die Runde. Ich fühlte mich fehl am Platz. Hätte mich viel lieber mit meinen Freundinnen über Liebschaften und Liebeskummer ausgetauscht. Erst am Abend, als wir im roten Saft rumstampften, wurde mir leichter ums Herz. Es gab trockene Guetzli und für die Erwachsenen ein Glas vom Letztjährigen.
Daran denke ich wehmütig zurück, während ich dich aus den Augenwinkeln betrachte. ‹To cling› heisst auch ‹sich anschmiegen›. Du wärst einen Versuch wert. Ich schliesse die Augen, beuge mich leicht nach vorne und ziehe durch die Nase deinen würzigen Duft ein. Du weisst um deine Wirkung. Was folgt, bleibt unter uns …
«Kloster Sion Réserve» (Wolfbach Verlag 2014)
Im Leinenband mit Lesebändchen, 96 Seiten (mit zahlreichen Abbildungen)
Preis: 38.00 Franken
ISBN: 978-3-905910-52-0
Erhältlich ist das Buch im Haupt- und Verkaufsgebäude am Rebschulweg 2 in Würenlingen oder im Buchhandel.
Der Herausgeber
Das Weingut zum Sternen ist ein über Generationen gewachsenes Lagen-Weingut. Auf gut 11 Hektaren pflegen Andreas Meier, Inhaber und Geschäftsführer, und seine Mitarbeiter mit grosser Hingabe ihre Reben und keltern diese in der modernen Kellerei. Die Weinlagen mit ihren Unterschieden sind Andreas Meiers respektvoll umsorgter Schatz.
Mit Neugier und der Neigung, den Dingen wissenschaftlich auf den Grund zu gehen, erzeugen er und sein Team Wein mit individueller Ausdruckskraft. Von der Rebenzüchtung, über den Weinausbau bis zur Önologie sind sie der Qualität und Nachhaltigkeit verpflichtet.
«Weine unter einem guten Stern – unsere Botschaft für die Sinne.»
In der 17. Generation führen seit dem Jahre 1995 Andreas und Manuel Meier die Betriebe Weingut zum Sternen und die Rebschule Meier. Adrian Meier führt das Restaurant und Hotel zum Sternen.