2014-08-31

Für Wein und Bier gilt striktes Werbeverbot

Die Geschichte des einzigen römischen Legionslagers der Schweiz lockt Jahr für Jahr mehr Besucher auf den Legionärspfad Vindonissa in Königsfelden. An einem Morgen sind auch zwei Familien aus dem Kanton Zürich dabei. Wenn die Römerwerkstatt Fabrica in Betrieb ist, kommen alle auf die Rechnung. Der Grillplatz, wo man selber mitgebrachte Würste oder vor Ort gekaufte Römerwürste bräteln kann, erfreut sich grosser Beliebtheit.

Getränke können im Selbstbedienungsrestaurant Popina neben dem Empfang gekauft werden. Doch wer sein Essen mit einem guten Wein oder einem erfrischenden Bier geniessen möchte, wird hier enttäuscht. Ausser Mineralwasser und Süssgetränken steht nur alkoholfreies Bier im Angebot. Erst auf Nachfragen öffnet eine Frau hinter dem Tresen den grossen Kühlschrank und holt Wein vom Römerrebberg und Bier von einer lokalen Kleinbrauerei hervor. Warum wird nirgends auf diese regionalen Spezialitäten hingewiesen?

Dafür gibt es gemäss Museum Aargau, zu dem der Legionärspfad gehört, Gründe. «Das Areal Königsfelden ist in Bezug auf Alkohol sensibel zu behandeln, da sich hier viele alkoholabhängige Menschen bewegen», sagt Edith von Arx, Leiterin Marketing und Kommunikation. Ausserdem sei der Legionärspfad primär ein Ausflugsziel für Familien und Schulen. Der Alkohol stehe nicht im Fokus.

Bei Veranstaltungen wie beispielsweise dem römischen Gelage vom
 14. September gehöre aber der Genuss von Wein dazu. «Im Programm ist auch eine Weindegustation der Vindonissa-Winzer und ein Verkauf vorgesehen. Das alles findet in einem kontrollierbaren Rahmen statt», so von Arx weiter.

Grundsätzlich sei der Legionärspfad auch bestrebt, regionale Produkte zu verkaufen, aber wenn es sich um alkoholische Getränke handle, nur in Absprache mit der Psychiatrischen Klinik Königsfelden, lautet die Haltung von Museum Aargau. «Ich finde es schade, dass der Verkauf hinter verschlossenen Türen stattfindet. Mit dem Wegsperren des Alkohols kann das Problem der Patienten doch auch nicht gelöst werden», sagt Bruno Hartmann, einer von vier Vindonissa-Winzern. Sein Römerrebberg befindet sich in Remigen. Der weisse und rote Vindonissa-Wy ist seit 2010 im Handel.

«Die römische Weinkultur ist wichtig für die Region Vindonissa», so Hartmann weiter. «Und für die Besucher schmeckt die Bratwurst, die sie im Legionslager bräteln können, ohne Wein doch nur halb so gut.»

Die Vindonissa-Weine seien wichtige Werbeträger für die Region Brugg-Windisch und können künftige Gäste anlocken. Auch die Bekanntheit des Legionärspfads wird über den Verkauf dieser Produkte gefördert, räumt Hartmann ein. Das Römerbier wird übrigens von der Familie Maag in Villnachern im Nebenerwerb gebraut. Als Grundlage dafür dient nicht etwa eine römische Rezeptur oder ein römisches Herstellungsverfahren. Vielmehr habe das Bier durch einen speziellen Anlass vor Jahren diesen Namen erhalten, erklärt Vertreiber Hansruedi Meier von der Zentrum Metzg in Windisch. «Wie der Legionärspfad das Römerbier anbietet, vermarktet oder präsentiert, entzieht sich meiner Kenntnis sowie Befugnis», sagt Meier auf die Frage, ob mit dieser restriktiven Verkaufsregelung nicht eine Chance verpasst werde, den Verkauf von regionalen Produkten zu fördern.

Der Souvenir-Shop im Eingangsbereich des Legionärspfads Vindonissa bietet verschiedene Artikel rund um die Römer-Geschichte an. Eine allenfalls abschliessbare Vitrine mit dem regionalen Wein-Angebot suchen die Besucher aus Zürich vergebens.

Ihnen war nämlich bisher nicht bewusst, dass im Kanton Aargau erfolgreich Weinbau betrieben wird. Nur wenige Meter entfernt befindet sich das Restaurant Güggeli-Waage mit römischem Ambiente. Da ist der Vindonissa-Wy dann auch offiziell im Angebot.

(Quelle: Schweiz am Sonntag, Claudia Meier)


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