2010-05-10

Ein Tag mit Waadtländer Weinproduzenten

Die 13 innovativen Waadtländer Winzer der Vereinigung Arte Vitis haben nach Basel zur Verkostung der ersten Weine des Jahrgangs 2009 eingeladen.
Am gleichen Tag präsentiert das OVV, der Dachverband der Waadtländer Weinbauern, in Bern das Konzept der offenen Weinkeller vom 21. und 22. Mai.
Für einige interessierte Weinjournalisten ist kein Weg zum Schweizer Wein zu weit: «Da gibt es kein entrinnen, da musst man durch». In diesem Sinn beginnt der Tag am Loeb- Egge in Bern, an dem Punkt wo sich «tout Bern» trifft – je nach dem aus welcher Richtung man kommt vor oder hinter den Tramgeleisen im Zentrum der Stadt . Alle kennen ihn, alle finden ihn. So auch die Waadländer Ehrengarde in historischen Uniformen. Tambouren sorgen mit ihrem Wirbel für Aufmerksamkeit und der Marktschreier zieht Schaulustige an. Bilder zum Anlass gibt es in der Fotogalerie.

Der Anlass zu diesem Aufzug sind, wie eingangs erwähnt, die Tage der offenen Weinkeller im Kanton Waadt. Vom Mont Vully über Bonvillars, die Côte de l’Orbe, die La Côte, das Lavaux bis ins Chablais laden am Pfingstwochenende 300 Winzer Weininteressierte in ihre Keller ein. Zum ersten Mal findet dieser Anlass unter der Schrimherrschaft des «Office de Vins Vaudois» (OVV) auf koordinierte Weise im ganzen Kanton statt. «Chapeau» – die Organisatoren haben gute Arbeit geleistet.

Stressige Tage vor sich haben die Ambassadoren der Waadtländer Weine. Tanja Grandits, Sterneköchin des Stucki Bruderholz in Basel, Erika Hess, ehemalige erfolgreiche alpine Skirennfahrerin und Jean-Claude Biver, Chef der Uhrenmarke Hublot, wurde je ein goldener Kellerschlüssel überreicht. Bei der Übergabe meinte der Präsident des OVV Olivier Badoux, dass die drei Ambassadoren damit am Samstag morgen persönlich alle Kellertüren aufschliessen sollen.

Bemerkenswert ist die Zusammenarbeit mit touristischen Leistungserbringern wie Museen, Transportunternehmen und der Hotellerie. 56 Waadtländer Hotels bieten vom 21. bis 24. Mai ein Zwei-für-Eins-Angebot an. Das bedeutet, dass man zum Einzelzimmerpreis im Doppelzimmer übernachten kann.
Informationen und Reservationen unter: www.genferseegebiet.ch.

Als etwas weniger erfolgreich gewertet werden, muss wohl die Lobby-Arbeit des OVV in der Halle des Hotel Bellevue-Palace während des Cocktails. Das Interesse galt weniger dem Chasselas, dem Sauvignon Blanc oder der Gamaret-Garanoir-Assemblage. Die politische Agende bestimmte die Griechenlandkrise und die Stabilisierung des Euro.

Szenenwechsel

Eine Stunde später in Basel: Das Wetter ist garstig, es regnet in Strömen. Kein Problem für die 13 Winzer der Vereinigung Arte Vitis. Sie sind im Trockenen und können sich alle Zeit der Welt nehmen, ihre Weine präsentieren und gegenseitig Erfahrungen austauschen. Was Jean-Claude Biver in Bern in seiner flammenden Liebeserklärung an die «Produits du Terroir», die regionalen Produkte und den Standort Schweiz sagte, kann in Basel erlebt werden: «Der Wein hat eine Seele, der Wein ist im Boden verwurzelt, der Wein widerspiegelt die Region, die Winzer, deren Handwerk und die Liebe.»

Wenige Wochen ist es her, seit die ersten Weine des Jahrgangs 2009 in Flaschen gefüllt wurden. Viel zu früh werden sie nun bereits wieder entkorkt. Trotz ihrer Jugend lässt sich bei allen verkosteten Weine ein enormes Potenzial feststellen. Diese Weine werden sich entwickeln. Wie der ältest vertreter, ein Dézaley Médinette 2001 von Louis-Philippe Bovard aus Cully. Noch einmal ein Zitat von Biver: «Mit einem gereiften Wein trinkt man die Erinnerung an die Jugend.»

Neben dem 01er Médinette ganz besonders beeindruckt haben mich die Mineralität des Calamin Grand Cru Cuvée Vincent 2009 von Blaise Duboux, das Bild intensiver Frucht in einem feinen Holzrahmen des Mont-sur-Rolle Chardonnay Grand Cru Barrique der Domaine de Crochet von Charles Rolaz und der Riesling aus sechsjährigen Reben, von dem Philippe Gex in Yvorne nur 1000 Flaschen abfüllt.
Bei den Rotweinen habe ich bei Christian Dugnon einen hellen Rotwein mit intensiver Himbeerfrucht und Kraft gefunden. Dieser Pinot Savagnin ist ein alter Pinot-Noir-Klon aus den Côtes de l’Orbe. Ein ähnlicher Klon wird in Morges Servagnin genannt. Eine andere blaue, im Kanton Waadt weit verbreitete Sorte ist die Mondeuse. Sie wurde von Pinot Noir und Gamay verdrängt. Vater und Sohn Chollet keltern aus ihr in Aran-Villette einen eigenwilligen Wein. Der 08er Mondeuse überrascht in der Nase mit einem intensiven Schokolade- und Minzeduft. Im Gaumen dominierten zwar reife aber dennoch etwas herbe Tannine.

Der dritte Akt

Man hätte noch für Stunden weiterdegustieren und fachsimpeln können. Doch wenn sich der Hunger meldet, beschliesst die Runde die Degustation aufzulösen und sich ein Lokal empfehlen zu lassen … Noch selten erlebte der Journalist eine so gesellige Runde. Und noch selten gab ein Abendessen so viel Grund zum Lachen.

Les vignerons et leurs hôtes trouveront un souvenir dans la galerie des photos.


Zurück