2014-12-08

Drosophila - Bilanz zur Kirschessigfliege im Rebbau

Fachleute des Forschungsinstituts Agroscope schätzen die Verluste der Traubenernte 2014 auf knapp 10 Prozent. Die verantwortliche Essigfäule sei durch die Kirschessigfliege und einen verregneten Sommer hervorgerufen worden.

Drosophila suzukii, links ein Männchen, rechts ein Weibchen. (Bilder: wikipedia)

Ende Sommer verursachte die Kirschessigfliege grosse Unruhe bei den Schweizer Winzerinnen und Winzern. Das Insekt war so häufig wie noch nie und die Essigfäule machte sich in den Rebbergen breit. Agroscope-Fachleute schätzen, dass die Krankheit bis zu 10 % der Schweizer Ernte vernichtet und zu erheblichem Mehraufwand bei der Ernte geführt hat. Neben der Kirschessigfliege förderten aber auch der verregnete Sommer sowie einzelne Hagelereignisse massgeblich die Entwicklung der Essigfäule, so dass die Fliege teils zu Unrecht für Schäden verantwortlich gemacht wurde.

Der feuchte Sommer 2014 war aus Sicht des Pflanzenschutzes im Rebbau eine Herausforderung. Hohe Niederschläge und einzelne Hagelereignisse begünstigten die Entwicklung von Pilzkrankheiten und das Aufplatzen einzelner Beeren. Daneben befiel die Kirschessigfliege zahlreiche frühreife rote Traubensorten wie etwa Garanoir, Regent, Cabernet Dorsa, Dornfelder, Dakapo, Mara, Acolon oder Muscat Bleu. Die drei obgenannten Faktoren zusammen führten dazu, dass die Trauben dieses Jahr von der Essigfäule so stark befallen wurden wie seit 2006 nicht mehr. Je nach Rebsorte und Lage variierte der Befall zwischen Totalausfall und überhaupt keinen erkrankten Beeren. Insgesamt geht Agroscope aber davon aus, dass etwas weniger als 10% des Schweizer Traubengutes vernichtet wurde. Doch neben den direkten Ernteverlusten musste das befallene Erntegut auch viel sorgfältiger aussortiert werden, was teilweise zu einem erheblichen zeitlichen und finanziellen Mehraufwand führte. Ein Teil der Winzer erntete ihre Trauben daher einige Tage früher als ursprünglich geplant.

Ein Bild des Grauens: links Essigfäule an Trauben, rechts oben Larven der Drosophila suzukii, unten Puppen mit einem Männchen. (Bilder: Agroscope)

Die Rolle der Kirschessigfliege
Auch wenn die Kirschessigfliege sicherlich ihren Beitrag zur Entwicklung der Essigfäule geleistet hat, so wäre es falsch, sie nun für sämtliche Schäden verantwortlich zu machen. Sind die Trauben einmal von der Essigfäule befallen, so ist es schwierig, den eigentlichen Verursacher festzustellen. Man findet zwar Maden in den erkrank-ten Beeren, doch sind dies oft die Larven der einheimischen Essigfliegen. Die eigentliche Schädigung geschah meist früher, und die Ursache ist im Nachhinein schwierig zu eruieren. Daher empfiehlt Agroscope, in erster Linie auf die Eiablage in gesunden Trauben zu achten. Ausserdem verraten manchmal auch kleine Tröpfchen an der Einstichstelle die Präsenz der Kirschessigfliegenlarven in den Beeren.

Bekämpfung
Die Pflanzenschutzmassnahmen gegen die Kirschessigfliege basieren als erstes auf einer konsequenten Umsetzung aller vorbeugenden Methoden. Agroscope empfiehlt die Ertragsregulierung möglichst früh durchzuführen und die abgeschnittenen Trauben zu mulchen, die Traubenzone zu entlauben, die Begrünung während der Erntezeit kurz zu halten und auf die Ausbringung von frischem Trester in noch nicht abgeernteten Rebparzellen zu verzichten. Insektizide sollten hingegen mit grösster Zurückhaltung eingesetzt werden, denn neben der Rückstands- und Resistenzproblematik birgt der Insektizideinsatz auch Gefahren für Nützlinge und beeinträchtigt die öffentliche Wahrnehmung des Schweizer Weinbaus.

Ausblick
Aktuell ist die Kirschessigfliegenpopulation in der Schweiz so gross wie noch nie zuvor, doch über den Winter werden die meisten Individuen zugrunde gehen. Agroscope wird in den nächsten Jahren verschiedene neue Lösungsansätze testen. Kurzfristig prüft Agroscope die Wirkungsweise und Wirksamkeit von Löschkalk und anderen Steinmehlen im Labor und im Felde, denn es wird vermutet, dass diese Produkte die Eiablage einschränken und die Entwicklung der Essigfäule eindämmen. Agroscope wird weiter die Schutzwirkung von seitlichen Hagelnetzen und anderen künstlichen Barrieren genauer untersuchen. Auch wird der Wirkungsgrad von Köderverfahren getestet. Diese Verfahren beabsichtigen, den Schädling mittels eines Lockstoffes gezielter zur Aufnahme von Insektiziden zu bewegen. Langfristig möchte Agroscope aber auch den Einfluss natürlicher Gegenspieler beispielsweise kleiner Schlupfwespen erhöhen. Erklärtes Ziel der Bemühungen ist es, gemeinsam mit der Praxis die aktuellen Bekämpfungsstrategien weiter zu verfeinern und langfristig neue und nachhaltigere Wege zu gehen.

Quelle: Medienmitteilung von Agroscope


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