2018-04-17

Der neue Baarer Tropfen ist abgefüllt

Die Familie Hotz baut auf ihrem Hotzenhof in Deinikon drei verschiedene Traubensorten an. Nun ist es so weit: Der erste Jahrgang kann präsentiert werden. Der Weinanbau hat in der Gemeinde eine lange Tradition. Ortsbezeichnungen wie etwa «Rebhalde» zeugen davon, dass in Baar bereits vor langer Zeit Wein angebaut wurde. Wie aus dem Buch «Zuger Ortsnamen» hervorgeht, reicht der Rebbau an der Aberen in Baar mindestens ins frühe 15. Jahrhundert zurück. In der Rebhalde wird bisher schon von einem kleinen Team hobbymässig Wein angebaut.

Der Weinanbau ist für die Familie eine Herzensangelegenheit: Hermann und Bernadette Hotz (vorne) mit Sohn Philipp. Im Hintergrund ist einer der Rebberge zu sehen. (Bild Werner Schelbert)

Philipp Hotz (28), Bauer auf dem Hotzenhof in Baar, lässt nun diese uralte Tradition in grossem Stil wieder aufleben. Nach einer rund sechsjährigen Planungs- und Anbauphase wird es am 5. Mai 2018 so weit sein: Der erste «Baareba» – so heisst der Wein aus lokaler Produktion – wird der Bevölkerung präsentiert (s. Hinweis). Der Name leitet sich ab von den Worten «Baarer Reb Bau».

Grösste Weinanbaufläche im Kanton Zug
Die Weintrauben der drei Sorten Cabernet Jura (rot), Johanniter und Muscaris (beide weiss) wachsen an den Südhängen in Deinikon oberhalb des Hotzenhofs. Die drei Rebberge umfassen eine Fläche von 1,2 Hektaren – es handelt sich um die grösste Weinanbaufläche im Kanton Zug.

Im Frühjahr 2015 hat der Start-Up-Weinbauer gemeinsam mit seiner Familie und Freunden rund 6000 Rebstöcke gepflanzt. Die erste Weinlese des roten Cabernets fand im Jahr 2016 statt. Die beiden Weissweine hatten keinen so einfachen Start. Der Grund sind die Frostnächte im April 2017. «Der Muscaris wurde am stärksten getroffen», berichtet Philipp Hotz. «Beim Johanniter hatten wir einen mittleren Ertrag und beim Cabernet Jura nahezu einen Vollertrag.» Dies sei nach dem Kälteschock eine Überraschung gewesen, erzählt der Landwirt: «Wir mussten richtig bangen, doch etwa drei Wochen später haben die sogenannten Nebenaugen der Rebstöcke wieder ausgetrieben.» Rund 900 Flaschen vom Cabernet Jura des Jahrgangs 2016 konnten im letzten Herbst abgefüllt werden. Von der letztjährigen Ernte wird zurzeit ein Teil im Eichenfass zum Barrique ausgebaut. Der Weisswein wurde gestern abgefüllt: Vom Johanniter sind es knapp 1300 Flaschen, vom Muscaris 350. Das Keltern der Trauben aus Deinikon übernimmt der Önologe Lukas Baumgartner aus Tegerfelden (Kanton Aargau).

In Deinikon Wein anzubauen war eine Idee, die Hermann Hotz, der Vater von Philipp, schon lange hegte. «Auch mich hat der Weinbau stets fasziniert», erzählt der junge Bauer, der gemeinsam mit seinen Eltern Bernadette und Hermann den Hof in der 12. und 13. Generation bewirtschaftet. 2012, bevor Philipp Hotz im Betrieb eingestiegen ist, hat er im Südtirol eine Ausbildung an der Fachhochschule Laimburg für Obst- und Weinbau absolviert. Der Weinbau ist also keine fremde Welt für ihn. Nun freut sich der Neu-Winzer darauf, den ersten Wein zu präsentieren. Er selber hat natürlich schon degustiert: «Als wir im Herbst den ersten Schluck probiert haben, war das ein irrsinniges Gefühl.» Es sei einer der Höhepunkte in einem langen Prozess gewesen. «Wir haben viele Stunden investiert und wurden bei der Kelterung stark mit einbezogen. Bei der Entstehung eines neuen Weines von A bis Z dabei zu sein, das macht Freude.» Ausserdem sei er stolz, eine alte Tradition in Baar beleben zu können. Früher wurde der Wein aus Baar für das Kloster Kappel gekeltert. Auch die Familie Hotz, die sich laut Informationen von Philipp Hotz 1531 in Baar niederliess, entdeckte den Weinbau für sich. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts machte die Reblaus den Baarer Winzern einen Strich durch die Rechnung und zerstörte die Reben der Familie und der anderen Produzenten. Danach sei die Mülchsüdi, die heutige Weltfirma Nestlé, in die Region gekommen. Weil die Firma viel Milch benötigt habe, hätten viele Bauern auf die Milchwirtschaft und nicht mehr auf den Weinbau gesetzt. «Diese Informationen wurden mündlich von Generation zu Generation überliefert», sagt Hotz.

Zahlreiche Anfragen von Händlern aus der Region
Vorerst kann man den Baarer Tropfen erstmal nur auf dem Hotzenhof selber kaufen. Philipp Hotz erhält zahlreiche Anfragen von Händlern aus der Region, die seinen Wein gerne verkaufen möchten. «Auch Baarer Restaurants haben Interesse bekundet.» Der Landwirt ist momentan aber zurückhaltend. «Weil unser Ernteertrag eher noch gering ist.» Philipp Hotz geht davon aus, dass er künftig rund 8000 Flaschen jährlich wird abfüllen können. Auch eine Erweiterung kommt für ihn in Frage – «wenn wir mit der Vermarktung Erfolg haben». Er halte bereits Ausschau nach neuen Traubensorten, die sich eignen würden, verrät der Winzer. «Platz wäre auf jeden Fall vorhanden.»
Hat der junge Bauer nun, da er in grossem Stil Wein anbaut, noch Zeit für seine anderen Standbeine auf dem Betrieb? Philipp Hotz lacht: «Auf jeden Fall. Doch der Weinanbau wäre nicht möglich gewesen ohne unsere zahlreichen Mitarbeiter, die Helfer bei der Wümmet und auch meine Eltern. Es ist ein Familienprojekt.»

(Quelle: Rahel Hug, Zugerzeitung)


Zurück