Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) feiert heuer sein 40-jähriges Bestehen. Am Sonntag, 25. August, dem Tag der offenen Türen präsentierten FiBL-Mitarbeitende auf 14 Ständen Arbeiten rund um den biologischen Landbau. Daneben gab es Führungen - etwa durch die Obstanlage, den Rebberg oder die Labors - und weitere Attraktionen.
Das 1973 gegründete FiBL ist seit 1997 in Frick ansässig. Es ist gemäss eigenen Angaben weltweit eine der führenden Forschungseinrichtungen für biologische Landwirtschaft und beschäftigt über 135 Fachleute.
Seit 1997 befindet sich der Institutsstandort in Frick im Kanton Aargau. Foto: FiBL
Dieses Jahr wird das Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) 40 Jahre alt. Die Geschichte des Instituts reicht sogar bis ins Jahr 1966 zurück, als Philippe Matile, Professor für Pflanzenphysiologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, in der Tageszeitung Die Tat schrieb: «Die Kunstdüngerwirtschaft ist eine Sackgasse». (Lesen Sie dazu den Beitrag in der rechten Spalte.) Er forderte eine Rückbesinnung auf die Humuswirtschaft, wie sie die Biobauern praktizierten.
Professor Matile setzte sich deshalb mit Nationalrat Heinrich Schalcher zusammen, der daraufhin ein Postulat im Eidgenössischen Parlament einbrachte. Schalcher wollte die Schweizer Regierung überzeugen, eine der damals noch sieben Eidgenössischen landwirtschaftlichen Forschungsanstalten dem Biolandbau zu widmen. Die Regierung sah jedoch die Notwendigkeit nicht. Die beiden Visionäre aber setzten ihren Kampf fort. Die noch kleine Gruppe von wenigen Hundert Biobauern war elektrisiert von der Aussicht, zusammen mit andersdenkenden Wissenschaftlern ihre Anliegen zu diskutieren und endlich Gehör zu finden. Als das FiBL 1973 als private Stiftung gegründet wurde, war ihm die enge Zusammenarbeit mit den Ökobauern schon in die Wiege gelegt.
Liest man in den Archiven des FiBL, eröffnet sich einem die ganze Entwicklung des modernen Biolandbaus in der Schweiz, aber auch im internationalen Bereich: So hatten die ersten Richtlinien der Vereinigung schweizerischer biologischer Landbau-Organisationen (VSBLO) – heute Bio Suisse – auf nur vier Seiten Platz; die ersten Richtlinien der Internationale Vereinigung biologischer Landbaubewegungen (IFOAM) sogar auf zwei. Die «Knospe» entwickelte sich vom FiBL-Logo zum Zeichen für den zertifizierten Ökoanbau und schließlich zum erfolgreichen Marketinginstrument der zunehmend selbstbewussten Bio Suisse. Die Ökokontrolle wurde anfänglich noch von Beratern durchgeführt. Daraus hat sich ein modernes Kontrollsystem nach ISO-Normen entwickelt. Auch zur Entwicklung der Internationalen Biorichtlinien der IFOAM, des Codex Alimentarius der UNO-Organisationen sowie der Europäischen Union haben FiBL-Mitarbeitende beigetragen. Wichtige Meilensteine in der FiBL-Geschichte sind auch die Gründung des FiBL Deutschland und des FiBL Österreich Anfang der 2000er-Jahre.
Die Herausforderungen bleiben groß. Einerseits muss die Umstellung auf den Ökolandbau attraktiver werden. Dazu braucht es eine ganze Reihe produktionstechnischer Verbesserungen und der entsprechenden Forschung. Den Biolandbau als Leuchtturm für die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit auszubauen, wird uns ein großes Anliegen sein. Im diesjährigen FiBL-internen Innovationswettbewerb haben Mitarbeitende des FiBL 35 Ideen eingereicht. Die Siegeridee, nämlich die stressfreie, artgerechte und ethisch ver- antwortbare Schlachtung von Nutztieren, soll sofort angegangen werden.
Der Biolandbau ist nie zu Ende gedacht und die Märkte differenzieren sich immer stärker aus. Neue Herausforderungen sind der Anbau von Faserpflanzen für Textilien oder die Fischzucht. Es werden zudem immer mehr Bioprodukte in verarbeiteter Qualität als Convenience angeboten, was große Anforderungen an die Lebensmitteltechnologie stellt. Und die Armut und Ernährungsunsicherheit in verschiedenen Regionen beschäftigt die Weltgemeinschaft und fordert Landwirte, Berater und Forscher heraus. Der Biolandbau bleibt spannend – wie vor 40 Jahren.
Mit einem Klick auf das Logo können Sie die Ausgabe 6/13 von Bio aktuell, dem Magazin der Biobewegung, mit weiteren Informationen zum Jubiläum herunterladen.
Quelle: Urs Niggli, Direktor FiBL Schweiz
Am Samstag, 29. Oktober 2011, verstarb Philippe Matile im Alter von 79 Jahren. Philippe Matile war eine von sieben Persönlichkeiten, die am 1. Februar 1973 die «Schweizerische Stiftung zur Förderung des biologischen Landbaus», die Trägerin des FiBL, gründeten. Philippe Matile trieb die Entwicklung des FiBL massgebend vorwärts. Für einen Film über die Geschichte des Biolandbaus besuchte Thomas Alföldi den ehemaligen ETH- und Uni-Professor im Frühling 2011. Hier eine Zusammenfassung des Gesprächs.