Die Geschichte des Waadtlandes zeigt, dass der Weinbau eine lange Tradition hat und zum Wohlstand von adligen und bürgerlichen Familien beitrug. 42 prachtvolle Schlösser und zahlreiche andere geschichtsträchtige Weingüter sind lebende Zeugen dafür. 22 Gutsbetriebe und die vier Kellereien und Handelshäuser Henri Badoux SA, Bolle & Cie SA, Obrist SA und Schenk SA sind durch eine Charta und ein Reglement, das strengere Qualitätsauflagen kennt als die gesetzlichen Vorschriften für die Kontrollierte Ursprungsbezeichnung (AOC), miteinander verbunden.
Einen ersten Augenschein der Domänen und ihrer Weine gibt es in einer Galerie.
Gabriel Tinguely, 6. Mai 2014 – Wein vor berühmten Châteaux gibt es auch in der Schweiz. Seit zehn Jahren treten herrschaftliche Domänen unter dem Dach von «Clos, Domaines & Châteaux» auf.
Wer zum ersten Mal auf «Clos, Domaines & Châteaux» trifft, erlebt eine zurückhaltend aristokratische Vereinigung stattlicher, Jahrhunderte alter Waadtländer Weingüter. Wer dann die Macher hinter den wohlklingenden Namen kennenlernt, merkt rasch, dass der Begriff Vereinigung nicht das richtige Wort dafür ist. Bruderschaft oder gar eingeschworene Gemeinschaft würden viel besser passen. Denn von 42 prachtvollen Schlössern und geschichtsträchtigen Domänen im Kanton Waadt – die allesamt über Rebberge verfügen – richten sich nur die Hälfte freiwillig nach der Charta und dem Reglement von «Clos, Domaines & Châteaux». Dieses beinhaltet strengere Qualitätsauflagen in Bezug auf Ökologie, Ertragsbegrenzung und Vinifikation als die gesetzlichen Vorschriften für die kontrollierte Ursprungsbezeichnung AOC. Zudem bürgt eine abschliessende Degustation für authentische Tropfen. Das Einzige wonach die Winzer, Kellermeister, Önologen und Gutsbesitzer streben, ist ein Schluck Heimat von allererster Güte im Glas. Dass aus den Anstrengungen der Weinmacher ausdrucksstarke Gewächse entstehen, belegen die zahlreichen Auszeichnungen, welche ihre Weine an nationalen und internationalen Wettbewerben holen. Und noch etwas haben die Weine von «Clos, Domaines & Châteaux» gemeinsam. Als Qualitätslabel und Erkennungszeichen verbindet sie eine rotsilberne Banderole um den Flaschenhals. «Zum 10-Jahre-Jubiläum haben wir die Banderole mit dem Slogan ‹Noblesse des Vins Suisses› ergänzt», sagt die Marketingverantwortliche Valérie Crittin. «Viele Leute, die bei uns anrufen, glauben bei ‹Clos, Domaines & Châteaux› handle es sich um eine Immobiliengesellschaft.» Solche Verwechslungen oder das Fehlen von Profil können im globalisierten Weinhandel verheerende Folgen haben. So stimmten Absatzprobleme nach den Grossernten von 1982 und 1983 die Produzenten ein erstes Mal nachdenklich. Zum Handeln gezwungen, sahen sie sich jedoch erst mit der schrittweisen Abschaffung der Kontingentierung. Und dabei ging es weniger um die Qualität als um die Kommunikation. So war eine Gruppe von Gutsbesitzern und Winzern um Armand Dufour von der Ingenieurschule Agroscope Changins, Valérie Crittin und Jean-Claude Vaucher von der Confrérie du Guillon (Waadtländer Weinbruderschaft) überzeugt, dass es eine Lokomotive braucht, um den Waadtländer Wein durch die Masse der Neue-Welt-Weine ins Rechte Licht zu ziehen. «Mit ‹Clos, Domaines & Châteaux› wollen wir die Herkunft und die Authentizität in den Vordergrund stellen und den unverkennbaren Charakter des Chasselas positionieren», sagte Armand Dufour, der erste Präsident der Vereinigung. «Daran änderte sich bis heute nichts.» Dann ging alles sehr schnell. Am 14. Februar 2004 wurde die Vereinigung gegründet und am 20. April mit dem Weisswein aus dem «Jahrhundertsommer» 2003 der Öffentlichkeit vorgestellt. In der Tat. Chasseals-Weine sind ein Phänomen. In ihrer Jugend und noch spritzig trinkt man sie gerne zum Aperitif, ein bis zwei Jahre gereift sind sie optimale Begleiter zu Vorspeisen, Fischgerichten oder Geflügel und die besten entwickeln in hohem Alter Aromen, die hervorragend mit der gehobenen Küche, Meeresfrüchten und vor allem auch mit Käse wie Greyerzer oder l’Etivaz harmonieren. Ein 1947er Chasselas der Domaine de Autecour vermochte im vergangenen Dezember anlässlich der 350-Jahre Feier des Weinguts alle geladenen Gäste zu begeistern. Die meisten Weingüter verfügen über eine beeindruckende Sammlung reifer Jahrgänge, von denen zu speziellen Gelegenheiten die eine oder andere Flasche entkorkt oder «aufgeschraubt» wird. Ein Detail am Rande: Interessanterweise stossen Schraubverschlüsse weltweit immer häufiger auch bei Top-Produzenten auf grosses Interesse. Seit wenigen Jahren testen sie diese für alle Arten von Weiss- und Rotwein. Waadtländer Winzer arbeiten seit mehr als 30 Jahren erfolgreich damit. Die gemachten Erfahrungen geben ihnen Recht.
Ein historisches Erbe
und neue Rebsorten
Während der langen Geschichte des Waadtländer Weinbaus, brachten es adlige und bürgerliche Familien zu Wohlstand. Davon zeugen herrschaftliche Anwesen wie das markante Château de Vufflens. 1415 unter Henri de Colombier erbaut, beherbergt sein Keller heute sechs beeindruckende Eichenfässer von je 8.700 Liter Fassungsvermögen, in denen der eigene Wein vinifiziert und ausgebaut wird. Das 1573 erbaute Château Maison Blanche oberhalb von Yvorne fiel 1584 dem vernichtenden Bergsturz zum Opfer und erstrahlte 25 Jahre später mit verstärkten Mauern als Wahrzeichen von Yvorne in neuem Glanz. Die erste Erwähnung von Weinbau in Chatagneréaz geht auf das Jahr 996 zurück. Spuren des Schlosses lassen sich bis 1177 zurückverfolgen. Zu jener Zeit begannen Zisterzienser-Mönche im Lavaux mit dem Anlegen der Trockensteinterrassen und die Rebsorte Chasselas – damals Fendans oder Fendant sowie Lausannois genannt – spielte die Hauptrolle. Mit knapp 70 Prozent der Rebfläche ist Chasselas immer noch die meistangebaute Rebsorte im Kanton Waadt. Doch immer wichtiger werden rote Sorten. Allen voran Pinot Noir und Gamay, die einst als fruchtig leichte Assemblage unter der Bezeichnung «Salvagnin» in den Verkauf gelangten und wie der Walliser Dôle zu mindesten 51 Prozent aus Pinot Noir bestehen musste. Für Furore sorgen seit einiger Zeit Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignon, die entlang der Steinmauern optimal reifen, wo es für Chasselas-Reben fast schon zu heiss ist. In kleinsten Mengen gedeihen auch zwei autochthone blaue Sorten. Im Lavaux ist das Plant Robert, eine Variation der Gamay-Rebe, und in der La Côte ist es Servagnin, eine Spielart der Sorte Pinot Noir. An Bedeutung gewinnen die in den 1970er-Jahren in der eidgenössischen Forschungsanstalt für Weinbau Agroscope in Changins bei Nyon gezüchteten Sorten Gamaret und Garanoir. Die Geschwister entstanden aus der Kreuzung von Gamay mit Reichensteiner. Gamaret ergibt dunkle, gut strukturierte, kräftige und dichte Weine mit Brombeeraromen und Gewürznoten. Auch Garanoir hat viel Farbe und wenig Säure. Der Wein ist somit ein idealer Partner für Assemblagen mit Gamaret, Gamay und Pinot Noir. Genau diese Zusammensetzung ist das Rezept zahlreicher Weine aus dem Nord Vaudois mit den Appellationen Bonvillars, Côtes de l’Orbe am Neuenburgersee und Vully am Murtensee. Dort produzieren die Domaine du Manoir (R) und Château d’Eclépens filigrane bis kräftige Rotweine. Die AOC La Côte ist die Hochburg von «Clos, Domaines & Châteaux». 15 der 21 Weingüter haben ihr Rebberge auf den sanften Hügeln aus Moränenböden entlang des Genfersees: der Clos Es Cordelières (W), die Domänen de Sarraux-Dessous, de Autecour, Chatelanat, du Coteau, du Martheray (W), Le Petit Cottens, du Prieuré und du Saugey (W) sowie die Schlösser de Vufflens, de Vinzel, de Saint-Saphorin-sur-Morges, de Mont, de Châtagneréaz und d’Allaman. Erstaunlich ist, dass im berühmten Lavaux mit dem Château de Chardonne (W) und der Domaine Croix Duplex, dem jüngsten Mitlgied, nur zwei Weingüter mitmachen. Und zwei Güter folgen im Chablais. Die Reben der Domaine Grange Volet und Château Maison Blanche wurzeln in steinigen Granitböden. Einige Güter keltern nur Weisswein (W) oder nur Rotwein (R). Neben den Weingütern als Basis sind vier Produktions- und Vermarktungsbetriebe Mitglied von «Clos, Domaines & Châteaux»: Henri Badoux in Aigle, Bolle & Cie in Morges, Obrist in Vevey und Schenk in Rolle. Die Mitgliedschaft kann verloren gehen, wenn ein Gutsbesitzer den Hof oder die Reben verkauft.
Ein neues Mitglied zum Jubiläum
und Öffnung in der Zukunft
Simon Vogel und seine Schwester Maude von der Domaine Croix Duplex in Grandvaux sind keine unbekannten. Regelmässig stehen sie mit ihren Weinen auf einem Podest. Den Grundstein für die Domäne legte Grossvater Samuel Vogel im Jahr 1929. Der Deutschschweizer Hydraulik-Ingenieur liess sich in Grandvaux nieder und erwarb Rebberge in den besten Lagen. 30 Hektar Reben im Lavaux, Chablais und Nord Vaudois gehören heute zur Domäne. Daraus keltern Simon und Maude Vogel mehr als 25 Weine. Mineralische Lagenweine wie der «Croix Duplex Clos, Domaines & Châteux» oder fruchtige Spezialitäten wie der «Fleurette 4 Plants» eine weisse Assemblage aus Riesling, Sylvaner, Muscat Ottonel und Chasselas sowie sortenreine rote Gewächse.
«Clos, Domaines & Châteaux» ist Partner der Tour de Suisse und tritt am Mondial du Chasselas in Aigle, bei Mémoire & Friends in Zürich sowie der Vinea in Sierre mit einem eigenen Stand auf. Für die Zukunft kann sich Präsident André Fuchs durchaus vorstellen, neue Mitglieder aus der ganzen Schweiz aufzunehmen. Mögliche Kandidaten gäbe es in allen Kantonen.
Die Silhouette des um 1415 von Henri de Colobier erbauten Château de Vufflens ist legendär. Es besteht aus dem Wohtrakt mit den runden Türmchen und dem Wehrtrakt mit dem von vier eckigen Türmchen gesäumten Bergfried. Seit dem 17. Jahrhunder ist Château de Vufflens im Besitz der Familie de Saussure. Der Keller des Schlosses beherbergt sechs Eichenfässer mit einem Fassungsvermögen von je 8'700 Litern. Darin reifen bis heute die Weine der Domäne. (Bild: Régis Colombo)
Charta der Vereinigung
I «Clos», «Domaines» und «Châteaux» sind privilegierte Orte der Weinbau-Geografie. Mit dem Besitz verbunden, spiegeln die Namen der Crus die Besonderheiten einer bestimmten Einheit, eines bestimmten Weinbergs. Diese Einheit wird geprägt durch das Mikroklima, die Bodenbeschaffenheit oder die Architektur der Landschaft.
II «Clos», «Domaines» und «Châteaux» bezeichnen Einzellagen. Die Produzenten garantieren dass ihre Crus ausschliesslich aus den deklarierten Reben stammen. Gemeinsam fördern die Besitzer den Reichtum und die Authentizität ihrer jeweiligen Terroirs.
III Die Mitglieder verpflichten sich mit den am besten geeigneten Anbauverfahren und Vinifikations- sowie Ausbautechniken die Besonderheiten ihrer Weingüter vollumfänglich zur Geltung zu bringen.
IV Schliesslich soll die Leidenschaft für den Wein und das Streben nach Qualität kommuniziert und die unter dem Label Clos, Domaines & Châteaux angebotenen Weine weitherum bekannt gemacht werden.
Das Reglement definiert sowohl die Arbeiten im Rebberg wie auch diejenigen im Keller. Eine technische Kommission vergewissert sich durch regelmässige Besuche, dass sowohl bei den Arbeiten im Weinberg als auch im Keller die önologischen Vorschriften eingehalten werden.
Die Reben werden umweltschonend kultiviert. Das offizielle Gütesiegel Vitiswiss ist eine Voraussetzung für die Mitgliedschaft. Es bezeugt, dass die Winzer Weiterbildungen absolvieren und in Ihren Rebbergen die Grundsätze der Integrierten Produktion (IP) anwenden.
Um eine optimale Vielschichtigkeit von Aromen, Frucht und Struktur sicherzustellen, muss die Ernte mindesten zehn Prozent unter den bewilligten Produktionsvolumen der Appellation liegen.
Eine abschliessende Weinprobe leistet Gewähr, dass nur Weine, die den Ansprüchen der Charta genügen, die rotsilberne Banderole erhalten.
Dass Chasselas-Weine hervorragend reifen können, zeigen Vertikalverkostungen der Weine der Château de Vinzel und Château Chatagnereaz.
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Sauvignon Blanc, Gelber Muskateller, Grüner Veltliner, Grauburgunder, Landroter, Pinot Noir oder Blaufränkisch – wie die Namen der Rebsorten zeigen, sind Farben, Trauben und Wein eng miteinander verbunden. Die Farbe vermittelt auch einen ersten Eindruck im Glas. Von wässrig blass über verschiedene Gelb-, Rosa- und Rottöne bis hin zu dunkelviolett oder gar schwarz reicht die Farbpalette.
Für den «Ingenieur-Künstler» oder «Chromaticien» Didier-Michel ist jede Geschmacksnuance mit einer klar definierbaren Farbe verbunden. Bis heute konnte er so mehr als 700 Aromen ein Pendant als Farbton zuordnen. Anhand dieses besonderen Vorgehens erstellte der Sinnenfarbenlehrer eine «chromatische Identitätskarte» für die Weiss-, Rosé- und Rotweine aus dem Sortiment der Vereinigung Clos, Domaines & Châteaux.
Der nach dem Vegetationszyklus der Natur gestaltete Farbkreis ist die Synthese von über 4000 Weinen, die Didier-Michel degustiert hat. Kliken Sie auf das Bild um die PDF-Version herunterzuladen.
Vom Grundsatz ausgehend, dass jedem Geruch eine Farbe entspricht, dachte sich Didier-Michel für die Vereinigung Clos, Domaines & Châteaux eine ganz besondere Farbkarte aus.
Melone, Johannisbeere, Kakao, Vanille … jede dieser Geschmacksnuancen ist für Didier-Michel mit einer klar definierbaren Farbe verbunden. Bis heute konnte er so mehr als 700 Aromen ein Pendant als Farbton zuordnen. Anhand dieses besonderen Vorgehens erstellte der Sinnenfarbenlehrer eine «chromatische Identitätskarte» für alle Weine des Sortiments Clos, Domaines & Châteaux.
Didier-Michel schloss die Pariser Kunsgewerbeschule (Ecole Nationale Supérieure des Arts Appliqués et des Métiers d'Art) ab und ist ein authentischer Erbe der Bauhaus-Farblehre.
Der «Ingenieur-Künstler» oder «Chromaticien», wie er sich selbst definiert, hat eine ganz eigne Disziplin geschaffen, indem er sein Können und Wissen in Sachen Farben und Kunst in den Dienst der Nahrungsmittelindustrie stellte und so seit 35 Jahren für den «Transfer Geruch-Farbe» sorgt.