Für die Winzer steht das Wimmeln vor der Türe. Spielt das Wetter mit, dürfte der Jahrgang 2019 ein guter werden. Wenn sich denn ein kleines Insekt zurückhält.
Weiss gespritzte Trauben zur Bekämpfung der Kirschessigfliege in einem Wingert in der Bündner Herrschaft. (Bild Olivia Item-Aebli)
«Aktuell ist das Wetter top», sagt Ueli Liesch. Der Präsident des Branchenverbandes Graubünden Wein wünscht sich weiterhin trockenes Wetter, kühle Nächte und warme Tage. «Dann wird 2019, was den Weinbau in Graubünden betrifft, ein normales, ein gutes Jahr.» Auch die bevorstehende Bise schade den Trauben nicht», so Liesch auf Anfrage weiter.
Bereits in den kommenden Tagen dürfte in frühen Lagen der Bündner Herrschaft das Wimmeln von Riesling-Silvaner-Trauben beginnen. Dies sei eine etwas heiklere Sorte was das Faulen angehe, so Liesch. Mit dem Wimmeln der Bündner Hauptsorte, dem Blauburgunder, werde dann voraussichtlich kurz vor Mitte Oktober begonnen.
Wieder im Rahmen der langjährigen Statistik
Im Jahr 2018 begann das Wimmeln bereits Mitte September, rund drei Wochen früher als üblich. Wie bereits in den Jahren 1947 und 2003 ging die Hauptlese schon im September über die Bühne und erfolgte teilweise bei hochsommerlichen Temperaturen.
In den vergangenen acht Jahren begann die Weinlese nur zweimal im September (2015 und 2018). Zweimal begann sie anfangs Oktober (2011 und 2017). Die restlichen Jahre startete das ernten zwischen 12. und 22. Oktober. Somit ist man heuer wieder im langjährigen Durchschnitt.
Drosophila Suzukii meldet sich zurück
Ebenfalls anders als im Vorjahr ist das erneute Auftreten der Kirschessigfliege Drosophila Suzukii. Sie tauchte in Graubünden erstmals im Jahr 2011 auf. 2014 verursachte sie nennenswerte Schäden, Mehrarbeit beim Wimmeln und Ertragsausfälle.
Das Fliegenweibchen bohrt Beeren auf und legt darin Eier ab. Daraufhin fressen die Larven die Beeren innerhalb kurzer Zeit. Bei zahlreichen Befällen riecht es jeweils in den Rebbergen nach Essig. So riechen aber sämtliche faulen Trauben, also auch solche, die nicht von der Kirschessigfliege befallen sind.
«Die Kirschessigfliege ist nun mal hier. Weg bringen wir sie nicht mehr», sagt Moritz Villinger, Reb- und Kellermeister am Plantahof. Offen sei aber jedes Jahr, wie stark sich die Fliege vermehrt. Feuchte Sommer wie der zu Ende gehende würden den Fliegen passen und sie erhöhen die Population, sagt Villinger. Aber er relativiert auch: «Die Situation ist nicht dramatisch.»
Dennoch haben schon zahlreiche Winzer Massnahmen ergriffen und das weisse Mittel namens «Surround» auf die blauen Trauben gespritzt. Dieses natürliche Tonerdenpräparat schützt die Trauben von der Kirschessigfliege, indem es die Haut verstärkt und die Fliege ob der Farbe verwirrt. Für Menschen ist «Surround» unschädlich – auch wenn weisse Trauben seltsam anmuten.
(Quelle: Südostschweiz, Philipp Wyss)