2019-12-30

Der Schaumwein-Experte: «Der Name ‹Champagne› ist in der Regel eine Qualitätsgarantie»

Wenn heute Abend jeder auf das neue Jahr anstösst, hat auch fast jeder einen Schaumwein im Glas. Der prickelnde Wein ist an Silvester und anderen festlichen Anlässen das Vorzugsgetränk. Laurent de Coulon führt in fünfter Generation die Buess Weinbau und Weinhandel AG in Sissach. Sie produziert und verkauft lokale und internationale Schaumweine.

Laurent de Coulon mit einer Flasche BâleSecco. (Bilder Roland Schmid)

Basler Zeitung: Verkaufen Sie im Dezember am meisten Schaumweine?
Laurent de Coulon: Das ist so. Wir machen im Dezember ungefähr 30 Prozent unseres Jahresumsatzes. Der Konsum von Schaumweinen hat in der Schweiz in den vergangenen 10 bis 15 Jahren aber generell stark zugenommen, hauptsächlich dank Prosecco.

Und mit was stossen Herr und Frau Baselbieter an Silvester am liebsten an?
Mit regional produziertem Mousseux. Und wenn es etwas teurer sein darf, mit Champagner. Es gibt aber nicht DEN einheitlichen Konsumenten.

Sie verkaufen Schaumwein aus verschiedenen Kantonen. Wie wichtig ist den Kunden die lokale Herkunft?
Das kommt auf den jeweiligen Lokalpatriotismus ab. Die Berner sind besonders stolz auf ihren BärnSecco, davon setzen wir am meisten ab. Unser BâleSecco kommt an dritter Stelle. Dabei haben wir hier Konkurrenz durch den Crémant d’Alsace, der gut lokal verankert ist.

Prost!

Sie verkaufen auch echten «Champagner», aus der Champagne. Wann kaufen Ihre Kunden diesen Wein?
Der Name «Champagne» ist in der Regel eine Qualitätsgarantie. Von der langen Lagerung hat er Hefe- und Brioche-Noten. Das hat Prosecco nicht, der soll jugendlich sein. Champagner ist auch eine Frage des Preises, er kostet ungefähr doppelt so viel. Die Schweiz ist mit acht Millionen importierten Flaschen pro Jahr aber eine grosse Champagner-Konsumentin.

Stimmt eigentlich das Vorurteil, dass Schaumwein eine Frauensache ist?
Nein, das kann ich gar nicht bestätigen.

Im Angebot haben Sie Schaumweine mit Litchi oder Holundersirup drin. Läuft das gut?
Litchi war eine Mode, die schon wieder vorbei ist. Auch unser BâleSecco mit regional produziertem Holundersirup ist wieder am abklingen. Solche Moden kommen und gehen. Was derzeit gut läuft, ist unser Monopole On Ice. Das ist ein süsser Schaumwein, den man im Ballonglas auf Eis serviert, mit Himbeeren oder sonstigen Saisonfrüchten drin, aktuell zum Beispiel Kiwi. Solche parfümierte Drinks sind natürlich weniger für Weinkenner gedacht, sondern eher für Konsumenten, die den Plausch haben wollen.

Womit soll man an Silvester anstossen, wenn man Schaumwein nicht mag?
Mit einem guten Roten. Der Wein soll einem in guter Erinnerung bleiben, man will ja einen Übergang markieren.

Und womit stossen Sie heute Abend an?
Ganz sicher mit eigenem Champagner. Der Blanc de Blancs ist mein Liebling, er ist elegant und fruchtig.

(Quelle: Basler Zeitung, Michel Ecklin)


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