40 Juroren haben am 6. und 7. Juni Schwerstarbeit geleistet. An beiden Tagen degustierten und bewerteten sie insgesamt 294 Weine aus dem Kanton Bern. Sie machten dies im Auftrag der Winzer vom Bielersee und des Kantons Bern. Schwerstarbeit war es, da die Degustation nicht den Genuss als Ziel hatte. Sie war einerseits die Vorselektion für den Berner Staatswein sowie andererseits die AOC-Kontrolle und interne Kontrolle der Bielerseeweine.
Bisher wurden die drei Aufgaben in drei Degustationen erledigt. Durch den Zusammenschluss zu einer einzigen wird die Probe deutlich heterogener. Denn beim Berner Staatswein soll der beste Wein einer definierten Gruppe erkoren werden. Bei der internen und AOC-Kontrolle muss dagegen geklärt werden, ob ein Wein klar definierten Qualitätsvorgaben genügt. Einige Winzer lassen ihre Weine einzig verkosten, um technische Hinweise für die Verbesserung ihres Produkts zu erhalten.
Unter strenger Kontrolle
«Es ist eine Herausforderung», betont Degustationsleiter Hans Bättig. Der Luzerner ist selbständiger Berater für önologische Fragestellungen in Weinproduktions- und Weinhandelsbetrieben und leitet auf Mandatsebene die Weiterbildungskurse Wein an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Er ist seit rund 20 Jahren im Sensorikbereich tätig und die Referenz in der Deutschschweizer Weinwirtschaft.
Bei der Berner Degustationsplattform stellt er unter anderem den minutiösen Ablauf der Verkostung sicher, um auch den gesetzlichen Vorgaben der AOC-Kontrolle gerecht zu werden. Die Weine werden in einem separaten Raum gelagert und in schwarze Sichtblenden verpackt.
Die Juroren wissen nur, welche Rebsorten und Jahrgänge sie verkosten. «Um welchen Produzenten es sich handelt, ist irrelevant», sagt Hans Bättig. «Wir haben die 294 Proben nach ihren Charaktern unter- und für die Jury aufgeteilt.» Damit wird gewährleistet, dass eine Degustatorengruppe nur Pinot noir verkostet, eine andere konzentriert sich in erster Linie auf Chasselas. Auch so braucht es Experten, um die Weine nach professionellen Gesichtspunkten beurteilen zu können. Entsprechend setzte sich die Jury aus Winzern vom Bielersee und anderen Weinbauregionen, Weinjournalisten sowie Gastronomen zusammen. Fachleute, die es gewohnt sind, Weine kritisch beurteilen zu müssen.
Chance für die Region
«Es ist eine Pioniertat», sagt Michael Hählen, Präsident der Infostelle für Bielerseeweine. Kanton und Produzenten würden mittels einer gemeinsamen Plattform für die Qualität der Weine garantieren. Zu dieser Aussage kann auch der kantonale Rebbaukommissär Jürg Maurer stehen. Sie stellt aus seiner Sicht eine einmalige Chance für die Region dar, um die Qualität der Weine nicht nur zu sichern, sondern auch weiter voranzubringen. Die Rolle des Kantons besteht unter anderem in der Qualitätssicherung durch das AOC-Reglement. Dieses enthält klare rechtliche und qualitative Mindestvorgaben, die ein Wein erreichen muss, um das Label «Appelation d’Origine Contrôlée» – eine im Kanton Bern vierstufige kontrollierte Herkunftsbezeichnung – zu erhalten. Die entsprechenden Kontrollen hat der Kanton an die Rebgesellschaften Bieler- und Thunersee übergeben.
Zudem betreibt er mittels des Staatsweins seit vier Jahren eine aktive Absatzförderung für die Weine des Kantons. Die Finalisten werden durch die Degustationsplattform bestimmt. Die Sieger kürt eine Jury, der neben Andreas Rickenbacher, Vorsteher der Volkswirtschaftsdirektion, weitere prominente Verkoster angehören. So wird sichergestellt, dass die prämierten Weine einerseits beim Fachpublikum bestehen, andererseits auch dem Gaumen potenzieller Kunden gefallen.
Quelle: www.bielerseewein.ch